29.09.2016
Kategorie: Kreishandwerkerschaft

Tag des Handwerks 2016


„Das Handwerk - Die Wirtschaftsmacht von nebenan“ lautet ein bekannter Slogan. Doch er ist mehr als nur ein schmissiger Werbespruch. Das machten rund 300 Besucher deutlich, die zum „Tag des Handwerks“ nach Limburg gekommen waren. Drei Landtagsabgeordnete, Dr. Christoph Ullrich als Regierungspräsident des Regierungspräsidiums Gießen, rund ein Dutzend Bürgermeister der Region und Vertreter zahlreicher Unternehmen, Architekten, Steuerberater und Rechtsanwälte, Behörden und anderer Institutionen verdeutlichten durch ihr Kommen die Wertschätzung für „ihre“ Handwerker. Dazu kamen Innungsobermeister und Inhaber vieler Handwerksbetriebe, die sich im Festsaal der Pallottinerkirche einfanden.

Während die vielen Gäste durch ihre Anwesenheit den Stellenwert des Handwerks deutlich machten, griff Kreishandwerksmeister Wolfram Uhe auf nüchterne Zahlen zurück. „12.500 Arbeitnehmer in unserem Landkreis, 2300 Betriebe mit Umsätzen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro im vergangenen Jahr“, zählte er auf. Dazu kamen 844 Auszubildende aller Lehrjahre im Jahr 2015. „Fast 35 Prozent aller Lehrlinge im Landkreis werden im Handwerk ausgebildet“, verkündete Uhe mit Stolz.

Doch genau dieser Nachwuchs macht ihm und den übrigen Handwerkern auch Sorgen: Fast ein Drittel der Betriebe sind nach eigener Einschätzung durch den Mangel an Fachkräften massiv in ihrer Entwicklung gehemmt. „Wir brauchen hervorragend qualifizierte Fachkräfte und Selbstständige, um Herausforderungen zu bewältigen und Chancen zu ergreifen“, sagte Uhe. Zustimmung kam von Klaus Repp, dem Präsidenten der Handwerkskammer Wiesbaden. In Zeiten von Digitalisierung und Wirtschaft 4.0 brauche es junge, kreative Köpfe. „Nur leider verstecken sich diese Köpfe oft völlig unnötig hinter dicken Schmökern aus der Universitätsbibliothek“, bemängelte Repp. Es gelte, diese jungen Köpfen auf die großen Chancen für Karriere, Einkommen und persönliche Lebenszufriedenheit aufmerksam zu machen, die eine Ausbildung im Handwerk eröffnet.

Wolfram Uhe verwies darauf, dass das Handwerk auch auf einem anderen Feld voll im Trend liegt. Schließlich wächst in der Bevölkerung die Wertschätzung für Produkte, Dienstleistungen und sozialen Zusammenhalt in und aus der eigenen Heimat. „Und wer könnte die Verbindung von Heimatregion, Nachhaltigkeit und Qualität besser und glaubhafter repräsentieren als die Handwerker aus der Nachbarschaft?“, fragte Uhe. Damit war er ganz bei Mario Rohrer, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Limburg, die zusammen mit ihrem Weilburger Schwesterinstitut und der Handwerkskammer Wiesbaden Mitveranstalter der „Tags des Handwerks“ war. „Uns geht es nicht darum, jede Zahl aus allen Bilanzen der vergangenen Jahre und auch noch die letzte Kennziffer durchzurechnen“, versicherte Rohrer den versammelten Handwerksmeistern. „Für uns ist es wichtiger, im persönlichen Gespräch die Herausforderungen für Ihre Unternehmen zu identifizieren und an ihnen zu arbeiten. Das können wir, weil wir in der Region verwurzelt sind.“

Kreishandwerksmeister Uhe erinnerte jedoch an Rahmenbedingungen, die auch außerhalb der Region für eine gedeihliche Entwicklung von Handwerk und Mittelstand stimmen müssen. Steuerpolitik, insbesondere die Erbschaftssteuer, Förderung der energetischen Sanierung, Mindestlohn und der Breitbandausbau seien Themen für die Politik auf Bundes- und Landesebene. Besonders rief Uhe dazu auf, dem dualen Ausbildungssystem wieder die Wertschätzung zukommen zu lassen, die es inzwischen in der Politik und auch bei vielen Eltern nicht mehr erfahre. Dabei sei diese besondere Form der Ausbildung ein Grund für die niedrige Jugendarbeitslosigkeit, für die Deutschland vielerorts beneidet werde. Zudem könne die duale Ausbildung einen wesentlichen Beitrag zur dringend nötigen Integration junger Flüchtlinge leisten.

Nicht für die Aus- sondern für die Weiterbildung in unterhaltsamer Form war an diesem Abend Dr. Marco von Münchhausen zuständig. Der Buchautor und Dozent vermittelte kurzweilig wirksame Strategien, um den „inneren Schweinehund“ zu besiegen. So lernten die Gäste, mit welchen Tricks sich beispielsweise sportliche Aktivitäten dauerhaft aufrecht erhalten lassen, wie Denken in Bildern gegen das Aufschieben lästiger Arbeiten hilft und warum sowohl Über- als auch Unterforderung schädlich sind. Und schließlich wartete eine sogar höchst angenehme Arbeit auf die Gäste: Beim leckeren Angebot der Fleischer und Bäcker wurden Bekanntschaften und Geschäftskontakte gefestigt oder neu geknüpft.

Bilder vom Tag des Handwerks finden Sie hier.


Informatives...