21.09.2017
Kategorie: Kreishandwerkerschaft

Tag des Handwerks Limburg-Weilburg 2017


Bilder vom Tag des Handwerks finden Sie hier.

Wer für die Handwerker spricht, der macht kurz vor Wahlen eine interessante Beobachtung. „Ob CDU, SPD, FDP oder Grüne: Die bürgerlichen Parteien sind weitgehend einig und haben auch vernünftige Ideen, um das Handwerk bei Herausforderungen wie zum Beispiel dem Lehrlingsmangel oder der Digitalisierung voranzubringen“, berichtete Kreishandwerksmeister Wolfram Uhe beim Tag des Handwerks in der Stadthalle Weilburg. Das sei zwar erfreulich, bringe aber ein großes Problem mit sich: die bekannte Nachwahl-Vergesslichkeit, die fraglich macht, ob die Ankündigungen und Versprechen aus dem Wahlkampf später auch umgesetzt werden.

Verantwortung für das Gemeinwohl

Uhe nahm die zahlreichen Gäste in der Stadthalle in die Pflicht, darauf zu achten, dass diese Vergesslichkeit nach der bevorstehenden Bundestagswahl nicht allzu sehr einreißt. Unter den rund 300 Besuchern waren Handwerker, Vertreter anderer Wirtschaftszweige und der mitveranstaltenden Kreissparkassen Limburg und Weilburg ebenso wie Politiker von der kommunalen bis zur Landesebene.
Der Kreishandwerksmeister scheute sich auch nicht vor einem Appell, der über sein eigentliches Metier hinausging: Grundlegende Werte wie Vertrauen, Verantwortung und Gemeinwohl dürften auch in Wahlkampfzeiten nicht vergessen werden. „Genau das geschieht aber zurzeit durch Vorverurteilung und reflexhafte Schuldzuweisungen an Flüchtlinge“, warnte er. Niemand dürfe es zulassen, dass Angst und Wut die öffentliche Debatte bestimmen - erst recht nicht in der wohl reichsten und sichersten Gesellschaft, die es jemals in diesem Land gegeben habe. Das sei „ein verrückter Marsch rückwärts“.

Größte Ausbildungsmesse Hessens

Der Kreishandwerksmeister machte zudem deutlich, dass der Berufsstand auch auf anderen Feldern mit Chancen und Risiken zurecht kommen muss und nicht warten darf, dass die Politik alles regelt. In dieser Hinsicht brauche sich die Kreishandwerkerschaft Limburg-Weilburg nichts vorwerfen zu lassen. Zum Beispiel organisiert sie bereits zum dritten Mal gemeinsam mit der IHK Limburg und der örtlichen Arbeitsagentur die Ausbildungsmesse „Do it!“, um dem Mangel an Nachwuchskräften zu begegnen und jungen Leuten die große Vielfalt verschiedener Berufsfelder zu zeigen. „Inzwischen ist das die größte Veranstaltung dieser Art in ganz Hessen“, bilanzierte Uhe mit hörbarem Stolz.
Auch bei der Digitalisierung, der Durchdringung von immer mehr Lebensbereichen mit Computern und Elektronik, wird das Handwerk aktiv. „Wahrscheinlich werden viele Arbeitsplätze in Verwaltungen, Versicherungen, Banken und Industrie durch Computer ersetzt“, räumte Uhe ein. Auf der anderen Seite wachse das Bedürfnis vieler Menschen nach individuellen, hochwertigen Leistungen und Produkten. Genau das sei das Feld, auf dem Handwerker herausragen. „Es wird noch viele Jahre dauern, bis man das Decken eines Daches, das Tapezieren einer Wohnung oder das Verlegen von Leitungen im Internet bestellen kann. Und bis ein Haus aus dem 3D-Drucker kommt, wird es auch noch lange dauern“, sagte Uhe. Ein Beruf im Handwerk sei also auch in modernen Seiten krisenfest.

Keine Angst vor der Digitalisierung

Gerade deshalb müssten Handwerker aber die modernen Möglichkeiten nutzen. Sowohl ständige Weiterbildung an computerunterstützten Werkzeugen, Anlagen und Planungsinstrumenten sei nötig als auch die Beachtung bislang vernachlässigter Aspekte, beispielsweise des Datenschutzes. Auch die Außendarstellung auf elektronischem Weg spiele eine immer größere Rolle. Die Kreishandwerkerschaft Limburg-Weilburg hat zu diesem Zweck gemeinsam mit Partnern das Webportal Marktplatz Limburg-Weilburg ins Leben gerufen. „Nehmen Sie die Gelegenheit wahr, sich und Ihr Unternehmen dort zu präsentieren“, lud Uhe die Betriebe in der Region ein. Auch Kommunen, Vereinen und anderen Institutionen können sich auf dem Marktplatz darstellen und eine breitere Öffentlichkeit für ihre Angebote finden. Nicht zuletzt entstand unter diesem Dach auch ein eigenes Informationsangebot, um Flüchtlingen den Einstieg in die Arbeitswelt und Unternehmen das Eingehen auf diese Zielgruppe zu erleichtern. „Das Handwerk nimmt sich also auch gesellschaftlicher Probleme an“, fasste Wolfram Uhe zusammen.

Junge Leute begeistern

Klaus Repp, der Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden, ging insbesondere auf den Nachwuchsmangel ein. Dieser könne keineswegs nur durch die Bevölkerungsentwicklung erklärt werden. Vielmehr müsse dringend ein falsches Bild bei vielen jungen Leuten, Eltern, Lehrern und anderen Entscheidungsträgern korrigiert werden. „Es ist keineswegs so, dass einzig ein Studium alleine selig machend wäre und eine Karriere garantieren würde“, betonte Repp.
Stephan Gürtler vom Vorstand der Kreissparkasse Weilburg betonte, dass sein Metier und das der Handwerker viele Gemeinsamkeiten hat: „Wir setzen beide auf die langjährige Zusammenarbeit mit unseren Kunden und nicht auf kurzfristige Effekte. Für uns beide ist das Vertrauen unserer Kunden unverzichtbar.“ Diese Ausrichtung auf dauerhaften gemeinsamen Erfolg und vertrauensvolle Zusammenarbeit sei ebenso bestimmend für die Geschäftsbeziehungen der beiden regionalen Sparkassen mit zahlreichen Handwerksbetrieben im Kreisgebiet.
Wie es Tradition ist beim Tag des Handwerks, hatte die Kreishandwerkerschaft auch dieses Mal einen Referenten eingeladen, um Anregungen für die Betriebsführung zu vermitteln. Der Hirnforscher Hans-Georg Häusel klärte die Besucher unterhaltsam über einige grundlegende Funktionsweisen des menschlichen Gehirns auf und über die Schlussfolgerungen, die Unternehmer daraus ziehen können. Unter anderem enthüllte er, warum Männer und Frauen, Alte und Junge auf verschiedene Reize stärker reagieren, warum Bilder sowohl in der Werbung um Kunden als auch um Lehrlinge so wichtig sind und warum ein gutes Betriebsklima sich direkt im Vertriebserfolg niederschlägt.

Die Leistungsträger des Gesellenjahrgangs

Nachdem die Nachwuchswerbung so oft Thema gewesen war, zeichneten die Kreishandwerkerschaft und die Sparkassen gemeinsam die besten Absolventen der jüngsten Gesellenprüfungen aus. Das waren: Marian Ax (Anlagenmechaniker SHK, Ausbildungsbetrieb Salvatore Maglie), Marvin Becker (Kraftfahrzeugmechatroniker, Orth Automobile), Samira Diele (Friseurin, Tanja Stengel), Kevin Dirker (Maler und Lackierer, Matthias Dirker), Christiane Fleig (Kauffrau für Büromanagement - Maler, Susanne Carolina Christ), Johannes Kramer (Feinwerkmechaniker, Herbert Arnold), Hendrik Schmidt (Maurer, Matzkeit GmbH und Co. Bau KG), Lukas Siebold (Tischler, Michael Heep GmbH), Sebastian Siefert (Dachdecker, Kissel Bedachungen), Christian Stahl (Kraftfahrzeugmechatroniker, Autohaus Limburg GmbH), Luisa Tica (Kauffrau für Büromanagement - KFZ, MAN Truck & Bus Deutschland GmbH), Jonas Trost (Kraftfahrzeugmechatroniker, Autohaus Limburg GmbH).

Bilder vom Tag des Handwerks finden Sie hier.


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