10.04.2024
Kategorie: Fleischer, Kreishandwerkerschaft

Jahreshauptversammlung der Fleischer-Innung Limburg-Wiesbaden


Bei der Jahreshauptversammlung der Fleischer-Innung im Landhaus Schaaf ging der Innungs-Obermeister Dietmar Laux zu Beginn seines Geschäftsberichtes zunächst auf die Mitgliederentwicklung ein: Demnach waren für das Jahr 2023 in der Liste der eingetragenen Mitgliedsbetriebe 23 Vollmitglieder, was gleichzusetzen mit einem Minus von zwei Betrieben gegenüber dem Vorjahr. „Auch das Geschäftsjahr 2023 hielt für uns Handwerksbetriebe wieder jede Menge Herausforderungen bereit“, so Dietmar Laux weiter. Zu den aktuellen Herausforderungen gehörten nicht nur die Tierhaltungs-Kennzeichnung, Tierwohl-Abgabe oder Tierwohl-Cent, Abgabe auf Einweg-Verpackungen, Herkunftskennzeichnung, die Reduzierung von Nitrit und Nitrat in Fleisch- und Wurstprodukten, die LKW- Mauterhöhung für Fahrzeuge mit mehr als 7,5 Tonnen, was zu einer zusätzlichen Kostenbelastung der Fleischereibetriebe führt.
Auch der Preisdruck bei der Beschaffung von Roh- und Zusatzstoffen, die Energiekosten und die Entwicklung am Arbeits- und Ausbildungsmarkt mache es den Betrieben immer schwerer, am Markt zu bestehen.“ Dies alles sind nach den Worten von Dietmar Laux nur Auszüge aus den aktuellen, sowie geplanten Vorhaben auf EU- und Bundesebene, die für die Betriebe in der nächsten Zeit ins Haus stehen.
 

„Diese propagandistischen Parolen der Politik machen uns das Leben wahrlich nicht leichter, obwohl wir uns als handwerkliche, meistergeführte Metzgerbetriebe schon immer höchste fachliche Qualität, Regionalität, Transparenz sowie den Tierschutz in Bezug auf die Beschaffung unseres Rohstoffes Fleisch auf die Fahnen geschrieben haben“.  
Schon in der Versammlung in 2023 wurde durch den Obermeister die ignorante Haltung der Politik „auch gegenüber unseren Partnern in der Landwirtschaft“ angemahnt.
Eine Streichung der Subventionen auf Agrar-Diesel brachte Ende 2023 nach Auffassung von Dietmar Laux das Fass zum Überlaufen. „Es ist die Aufgabe der Politik, den Verbraucher zu überzeugen, dass der handwerkliche Fleischer ein besseres und klimaverträgliches Produkt anbietet, als die Discounter. Man müsse den Kunden darüber informieren, dass man sich nicht auf dem Billigmarkt bedient. Ein erster Schritt sei mit einem Schreiben des hessischen Landwirtschaftsministers Ingmar Jung gemacht, der mit seinem Schreiben eine Trendwende gegen das Sterben regionaler Schlachtbetriebe und Fleischereien anstößt: mangelnde Fachkräfte, gestiegene Energiekosten, zu hohe Auflagen, kostenintensive Betriebsausstattungen sowie zu viel Bürokratie gab er als Gründe an.“

Bei den Ausbildungszahlen wurde ein Rückgang gegenüber den beiden letzten Jahren um 12 Jugendliche beklagt. In den Betrieben der Fleischer-Innung werden aktuell nur noch 22 Jugendliche ausgebildet. Die Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt macht der Innung seit Jahren große Sorgen. Abitur und Studium würden von Seiten der Politik einseitig übermäßig vorangetrieben.
Erschwerend käme noch hinzu, dass die hessische Landesregierung und das Kultusministerium nun leider sehr zügig Nägel mit Köpfen macht bei der Umsetzung  der sogenannten „Zukunftsfähigen Berufsschule”, die die Schließung vieler Klassen in den einzelnen Berufsschulen anordnen wird, mit der Begründung, dass die von dort geforderten Schülerzahlen in den einzelnen Jahrgangsklassen nicht erfüllt wurden und auch nicht erfüllt werden. Ziel dieser Aktion ist das Bündeln der Schüler in Bezirks- oder Landesklassen, da die Beschulung von zu wenig Schülern in den einzelnen Berufsschulklassen zu teuer sei. Der Plan vonseiten des Ministeriums sieht vor, dass es in ganz Hessen nur noch drei Berufsschulstandorte in Friedberg, Kassel und Weiterstadt geben soll.
Dabei ist zu befürchten, dass sich zukünftig noch weniger Jugendliche für eine Ausbildung im Fleischer-Handwerk entscheiden.
Nach Bestreben des Innungs-Obermeisters und von Seiten des hessischen Landesverbandes werden mindestens fünf Schulstandorte befürwortet, damit wäre der Schulstandort Limburg noch im Rennen, weiterhin Melsungen oder Fulda. Obermeister Laux und auch die Adolf-Reichwein-Schule haben sich auf Landesebene sehr stark gemacht für den Erhalt des Berufsschulstandortes in Limburg.
Dank hoher Investitionen von Seiten des Landkreises ist die ARS eine der bestausgestatteten Berufsschulen für das Bäcker- und Fleischer-Handwerk in Hessen.
Am Ende seines Berichtes gab es noch eine Ehrung. Der Goldene Meisterbrief für stolze 50 Jahre Berufstätigkeit wurde an Wolfgang Weber überreicht. Tatsächlich kann Herr Weber auf eine über 60-jährige Berufstätigkeit im Fleischer-Handwerk zurückblicken.


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